Geologie des Fichtelgebirges – Ein Blick in Bayerns steinernes Herz

Das Fichtelgebirge im Nordosten Bayerns ist nicht nur ein landschaftlich reizvolles Mittelgebirge – es ist auch geologisch hochinteressant. Wer hier wandert oder klettert, bewegt sich auf über 500 Millionen Jahre alter Erdgeschichte. Das Gestein unter den Füßen erzählt von Urkontinenten, Gebirgsbildungen, Magma, Eiszeiten und Verwitterung. Die Geologie des Fichtelgebirges ist eine Reise durch die Tiefen der Erdgeschichte – im wahrsten Sinne.


Lage und geologischer Rahmen

Das Fichtelgebirge gehört geologisch zum Variszischen Gebirge, das während der Variszischen Orogenese vor etwa 350 Millionen Jahren entstand. Es ist Teil der Böhmischen Masse, die sich bis nach Tschechien und in Teile von Sachsen erstreckt.

Charakteristisch ist die hufeisenförmige Ausrichtung des Gebirges – mit dem offenen Ende nach Westen. Im Zentrum liegt ein Granitmassiv, das von älteren, teilweise metamorphen Gesteinen umgeben ist.


Gesteinsarten im Fichtelgebirge

Das Fichtelgebirge ist ein wahres Paradies für Geologen. Zu den wichtigsten Gesteinsarten gehören:

1. Granit

  • Entstanden tief im Erdinneren durch langsames Abkühlen von Magma.
  • Besonders gut sichtbar an markanten Felsformationen wie dem Haberstein, der Kösseine oder dem Teufelstisch.
  • Der Granit prägt die Landschaft durch seine Blockmeere, Felsgruppen und Verwitterungsformen.

2. Gneis und Glimmerschiefer

  • Entstanden durch die Umwandlung (Metamorphose) älterer Gesteine unter hohem Druck und hoher Temperatur.
  • Besonders häufig im östlichen Fichtelgebirge, etwa bei Selb oder Schirnding.

3. Quarzite und Amphibolite

  • Harte, widerstandsfähige Gesteine, oft in alten Gebirgskernen zu finden.
  • Deuten auf sehr alte Sedimentgesteine hin, die stark verändert wurden.

Die variszische Gebirgsbildung

Vor etwa 350 Millionen Jahren kollidierten mehrere Urkontinente im Zuge der Plattentektonik – das Variszische Gebirge entstand. Es war einst so hoch wie die Alpen, wurde aber über Millionen Jahre hinweg wieder abgetragen. Das, was heute noch übrig ist, sind die stabilsten und ältesten Teile – eben das Fichtelgebirge.


Spuren der Eiszeit

Obwohl das Fichtelgebirge während der letzten Eiszeiten nicht vergletschert war, hat das Klima der Eiszeit die Region geformt:

  • Blockhalden und Felsmeere durch Frostsprengung
  • Torfmoore und nährstoffarme Böden
  • Verwitterte Gesteinsrücken und charakteristische Rundhöcker

Geologische Sehenswürdigkeiten

  • Kösseine-Felsen – imposante Granitaufschlüsse mit Aussichtsturm
  • Luisenburg Felsenlabyrinth – ein Naturdenkmal aus Granitblöcken
  • Epprechtstein – mit alten Granitsteinbrüchen und Burgruine
  • Weißenstädter Becken – ehemalige Gletscherlandschaft mit Mooren

Fazit: Geologie zum Anfassen

Die Geologie des Fichtelgebirges ist mehr als trockene Wissenschaft – sie ist sicht- und erlebbar: in spektakulären Felslandschaften, bizarren Granitformationen, alten Steinbrüchen und stillen Mooren. Sie macht deutlich, wie lebendig selbst „totes“ Gestein sein kann – wenn man weiß, wie man es liest.

Das Fichtelgebirge – ein Lehrbuch der Erdgeschichte unter freiem Himmel.

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