Gibt es wilde Störe in Europa?

Störe gelten als lebende Fossilien – sie existieren seit über 200 Millionen Jahren und haben sich seitdem kaum verändert. Ihre urtümliche Erscheinung, gewaltige Größe und die begehrten Eier (Kaviar) machen sie weltweit bekannt. Doch wie steht es um wilde Störe in Europa? Gibt es sie noch – oder sind sie längst verschwunden?

Was sind Störe?

Störe (Familie Acipenseridae) sind anadrome Wanderfische – sie leben im Meer, wandern aber zum Laichen in Süßwasserflüsse. Es gibt über 25 Arten weltweit, mehrere davon kommen (oder kamen) ursprünglich in Europa vor.


Wilde Störe in Europa – noch vorhanden?

Die kurze Antwort: Ja, aber sie sind extrem selten.

Noch vorhandene wildlebende Störarten in Europa:

1. Europäischer Stör (Acipenser sturio)

  • Verbreitung früher: Atlantik, Nordsee, Flüsse wie Rhein, Elbe, Loire, Garonne
  • Heute: Nur noch eine kleine wildlebende Population in der Garonne (Frankreich)
  • Status: Vom Aussterben bedroht
  • Maßnahmen: Wiederansiedlungsprojekte in Deutschland (z. B. Elbe, Oder)

2. Adriatischer Stör (Acipenser naccarii)

  • Verbreitung: Norditalien, insbesondere im Po
  • Status: Stark gefährdet
  • Heute: Kaum noch wild lebende Tiere, aber Nachzuchten für Wiederansiedlung

3. Sterlet (Acipenser ruthenus)

  • Lebensraum: Donau und ihre Nebenflüsse
  • Status: Noch vereinzelt wild vorkommend, aber ebenfalls rückläufig
  • Besonderheit: Reiner Süßwasserfisch, kleiner als andere Störarten

4. Hausen (Beluga-Stör, Huso huso)

  • Früher: In der Donau bis weit nach Deutschland hinein
  • Heute: Nur noch im unteren Donaugebiet (z. B. Rumänien, Bulgarien), sehr selten
  • Größe: Bis zu 6 Meter – größter Süßwasserfisch Europas

Warum sind wilde Störe so selten geworden?

  • Überfischung (v. a. wegen Kaviar)
  • Flussverbauungen & Staudämme (unterbrechen Wanderwege)
  • Verschmutzung der Gewässer
  • Zerstörung der Laichplätze
  • Illegale Fischerei

Hoffnung durch Wiederansiedlung

In mehreren europäischen Ländern laufen seit Jahren Projekte zur Wiederansiedlung:

  • Deutschland: Wiederansiedlung des Europäischen Störs in Elbe und Oder
  • Frankreich: Schutzprogramm für die Garonne-Störe
  • Österreich/Ungarn/Rumänien: Schutzmaßnahmen an der Donau
  • EU-Programme: Laufen unter Natura 2000 oder LIFE+ Projekten

Fazit:

Ja, es gibt noch wilde Störe in Europa – aber sie sind extrem selten. Nur wenige Arten existieren noch in kleinen Restpopulationen, vor allem in der Garonne und der unteren Donau. Intensive Schutz- und Wiederansiedlungsprojekte sind die letzte Hoffnung, um diese faszinierenden Urzeitfische in europäischen Gewässern zu erhalten.


Möchtest du den Beitrag für eine bestimmte Zielgruppe (z. B. Jugendliche, Angler, Umweltschützer) angepasst haben?